Dieser Artikel ist Teil meiner großen Informations-Serie zum Thema Cybersecurity und ein Unterpunkt meines Allround-Artikels zum Thema Phishing.

Wenn du mehr dazu wissen möchtest, wie Cyberkriminelle in Windeseile, kostenlos und anonym Daten über deine Webpräsenz herausfinden und dich damit gezielt manipulieren können, dann schau dir mein kostenloses Webinar zum Thema Online Recherche und Informationsbeschaffung an.

Was kann eine einzige Mail schon großartig anrichten?

Diese Frage stellen sich noch immer viel zu viele Menschen. Und viel zu oft sind diese in sehr wichtigen Positionen.

Schauen wir uns ein aktuelles und anschauliches Beispiel an. Zitat aus einem Artikel des Handelsblatts:

“ … Selbst wenn Unternehmen wie etwa im Fall EDAG sehr schnell auf die Attacke reagieren, ist der Aufwand, diese abzuwehren, häufig gewaltig. Das zeigt das Beispiel der Wuppertaler Schmersal. Ende Mai vergangenen Jahres wurde der Automatisierungsspezialist vom Landeskriminalamt vor einem Cyberangriff gewarnt. Sofort fuhren die Verantwortlichen alle Systeme herunter – mit massiven Folgen. Die Fertigung in sieben Werken und die Arbeit in über 50 Niederlassungen ruhte länger als zunächst gedacht.

Gut zwei Wochen dauerte es, bis jeder Winkel in dem weitverzweigten IT-Netz durchsucht war. Am Ende musste das Unternehmen die gesamte IT neu aufsetzen. Die Kosten bezifferte Philip Schmersal, der geschäftsführende Gesellschafter, auf über zwölf Millionen Euro. …“

Klingt drastisch? Ist es auch! Und hier kommt noch hinzu, dass die Verantwortlichen vorab gewarnt wurden UND vorbildlich gehandelt haben!

Im Großteil der Fälle passiert weder das eine noch das andere.

Und wie ist dieser massive Ausfall zustande gekommen?

Das wird in einem Nebensatz, beinahe beiläufig in besagtem Artikel ebenfalls erwähnt:

Auslöser – so zeigte sich bei den Analysen – war eine Mail, die völlig unverdächtig war, die aber den Trojaner in das System eingeschleust hatte.

Eine Phishing Mail hat 14 Tage lang 7 Werke in mehr als 50 Niederlassungen lahmgelegt und dabei mehr als 12.000.000 € Schaden verursacht.

Obwohl nahezu mustergültig reagiert wurde und es eine ernstgenommene Vorwarnung gab!

Was kann eine einzige Mail schon großartig anrichten? 

Einiges.

Und damit sind wir direkt im Thema: Phishing Mails.

Beim Thema Phishing Mails sind wir beim “Bread and Butter” des Phishing angelangt. Denn Fake Mails, wie Phishing E-Mails auch oft genannt werden, bilden den absoluten Großteil sämtlicher Phishing-Attacken ab. Warum?

Weil Mails extreme Vorteile für Angreifer bieten. Denn Phishing Mails sind

  1. 100%ig anonym
  2. Automatisiert,
  3. In unendlicher Zahl und
  4. Nahezu in Echtzeit erstellbar
  5. Einnisten in Firmen-Proxys möglich und Angriff über diese (Siehe Praxis-Beispiel weiter unten)

Phishing Mails sind aus Sicht der Angreifer so etwas wie eine Gelddruckmaschine für Banken. Sie liefern einen nahezu unendlichen Strom an Ressourcen zu relativ geringen Kosten.

Schauen wir uns daher in diesem Artikel Phishing E-Mails genauer an.

 

Unter anderem erfährst du:

  1. Was Phishing Mails überhaupt sind und was diese Fake Mails von „normalen“ Mails unterscheidet
  2. Eine Beispiel-Chronologie von Phishing Mail bis eingetretener Schaden
  3. Warum du überhaupt Phishing Mails bekommst / wie Kriminelle an deine Emailadresse kommen, um Phishing Mails an dich zu schicken
  4. Wie du kugelsicher Phishing Mails im Schlaf erkennst und filtern kannst, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken
  5. Konkrete Beispiele von Phishing Mails die ich selbst erhalten und betreuen durfte
  6. Eine handliche und sofort einsetzbare 15-Punkte Checkliste um verdächtige Mails auszusondern

Legen wir los!

Was sind Phishing Mails?

Warum + Wie Links für dich zur Gefahr werden können

Beginnen wir beim Anfang: Was sind Phishing Mails überhaupt?

Phishing Mails sind technisch betrachtet und von außen besehen “normale” E-Mails. Mit einem elementaren Unterschied:

Eine Phishing Mail bringt dich nicht zum angegeben Ziel, sondern direkt in eine Gefahrenzone. Eine Gefahrenzone, die so gut getarnt ist, dass du nicht einmal dann sicher sagen kannst, dass Gefahr im Verzug ist, wenn du mitten drin stehst und unter Umständen bereits deine Daten eingibst.

Das funktioniert über gefälschte Anhänge, Dateien innerhalb von Mails und vor allem über gefälschte Links. Schauen wir uns den letzten Fall genauer an.

 

Echte vs. Fake Mails

Das kannst du dir ungefähr so vorstellen:

✅ Eine “normale” Mail enthält einen Link zu einem Ziel, zum Beispiel einem Artikel. Angenommen zum Thema Feuersalamander. Der Link funktioniert dabei wie ein Tunnel, welcher deinen Browser und dich zusammen durch eben diesen Tunnel direkt zur Zieladresse Artikel führt. Dort erfährst du also mehr über das Leben des Feuersalamanders und bist beeindruckt. Diese bekommst du zum Beispiel von deinem Kollegen Frank. Soweit alles gut, danke für die Mail, Frank.

Diese Mail sieht zum Beispiel so aus:

(Blau markiert = “sichtbarer” Linktext. Grün markiert = tatsächliches Linkziel. Rot markiert = Linkziel in “Maschinensprache”)

Hey, ich habe gerade diesen spannenden Artikel zum Thema Feuersalamander entdeckt, schau ihn dir unbedingt mal an: https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/840-rtkl-tierlexikon-feuersalamander

Frank.

Im Quelltext, also der Sprache, in welcher Franks Computer mit deinem “spricht”, sieht diese Mail so aus:

<p>Hey, ich habe gerade diesen spannenden Artikel zum Thema Feuersalamander entdeckt, schau ihn dir unbedingt mal an: <a href=“https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/840-rtkl-tierlexikon-feuersalamander“>https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/840-rtkl-tierlexikon-feuersalamander</a></p><p><br></p>

<p>Frank.</p>

Im Wesentlichen sprechen auch Computer unsere Sprache, sie sind nur sehr große Liebhaber von eckigen Klammern.

Der farbig hervorgehobene Teil wird gleich noch relevant.

❌ Eine Phishing Mail enthält ebenfalls einen Link zu einem Ziel. Doch anders als im obigen, harmlosen Beispiel, führt dich dieser Link nicht zu einem harmlosen Artikel. Sondern in eine gezielt für dich gestellte Falle. Wenn der Tunnel von Frank dich ins Salamander-Biotop geführt hat, führt dich der Tunnel der Phishing-Mail direkt in ein Minenfeld. Das tückische dabei: Die Mail kann auf den ersten Blick sogar exakt so aussehen, wie die Mail von Frank. Doch unter der Haube, im Quelltext, verbirgt sich die Bombe. Schauen wir uns die Phishing-Variante von Franks Mail an:

Hey, ich habe gerade diesen spannenden Artikel zum Thema Feuersalamander entdeckt, schau ihn dir unbedingt mal an: https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/840-rtkl-tierlexikon-feuersalamander

Frank.

Erkennst du den Unterschied? Siehst du die Zacken der Landmine aus dem Boden ragen? Noch nicht? Dann lass uns gemeinsam etwas näher ran gehen:

<p>Hey, ich habe gerade diesen spannenden Artikel zum Thema Feuersalamander entdeckt, schau ihn dir unbedingt mal an: <a href=“https://www.bsi.bund.de/DE/Home/home_node.html“>https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/840-rtkl-tierlexikon-feuersalamander</a></p><p><br></p>

<p>Frank.</p>

Du siehst den Unterschied noch nicht? Oder siehst ihn zwar, aber weißt nicht, was dir das sagen soll? Dann klicke mal auf beide blau markierte Links und schau mal, ob sie dich zum gleichen Ziel bringen. Sollten sie doch, sie sehen schließlich gleich aus, richtig?

Die Krux liegt hierbei unter der Motorhaube. Es ist wie im echten Leben, nicht überall wo Tesla draufsteht, ist auch Tesla drin.

Was genau drin ist, sieht man meist erst beim hereinschauen. So auch hier. Der Schlüssel ist der Vergleich der beiden grün markierten Bereiche. Denn dieser Bereich ist der, der die “Ausfahrt des Tunnels” bestimmt. Der rote, sichtbare Bereich ist quasi nur das Eingangsschild. Wo du am Ende tatsächlich rauskommst, entscheidet aber der grüne Bereich.

Ich kann auch ein Schild mit der Aufschrift “In 2km Nordseeküste” vor den Gotthard-Tunnel stellen. Doch der Tunnel-”Inhalt” bestimmt, wo du tatsächlich am Ende landest.

Phishing Mails nutzen falsche Tunnelbeschriftungen gegen dich

Und deshalb ist es egal, was der blau markierte Bereich sagt. (Der Linktext) Ausschließlich der Inhalt des grünen Bereiches zählt. (Das Linkziel)

Wie im echten Leben: Nur wenn alles im grünen Bereich passt, macht die ganze Sache wirklich Spaß.

Heißt in Kurzform:

  1. Nein, du brauchst keinerlei informatisches Vorwissen um Fake-Links in Phishing-Mails zu erkennen und zu umgehen. Tatsächlich musst du nur eine Einzige Sache können:
  2. Den Unterschied zwischen dem Link erkennen, der suggeriert wird. Und dem tatsächlichen Linkziel. Wenn du einen Apfel und eine Birne voneinander unterscheiden kannst, hast du hier also gute Karten. (Mehr dazu weiter unten)

Die Kurzantwort auf die Frage “Was sind Phishing Mails?” lautet also: Mails, die dich zu einem anderen Ziel bringen, als sie suggerieren.

…Aber warum?

Welchen Sinn hat das? Warum erstellt jemand ein Linkziel, welches ein anderes ist als das, was er angibt? Machen wir ein einfaches Beispiel:

Angenommen du bekommst eine Mail von deiner Bank mit der Aufforderung, dein Onlinebanking zu ändern. Dann klickst du auf den Link, gibst deine Zugangsdaten ein und änderst, was du ändern sollst.

Gleiches Szenario, diesmal in der Phishing Variante:

Du bekommst eine Mail von einem Angreifer, welcher sich als deine Bank ausgibt. Die Mail sieht exakt gleich aus, bis hin zum Wortlaut und Logo oben links in der Ecke. Du erhältst wieder die Aufforderung, deine Onlinebanking-Daten zu ändern. Nur diesmal wirst du nicht zur tatsächlichen Bankseite geführt, sondern zu einer gefälschten, nachgebauten.

Du gibst wieder deine Daten ein, doch dann kommt eine Fehlermeldung. Du bist verwirrt, weißt aber nicht was du tun sollst, und fährst den Computer herunter.

Währenddessen haben die Kriminellen deine Zugangsdaten durch ihre gefälschte Seite erhalten, melden sich mit diesen in deinem Konto an und räumen dieses leer.

Das ist der Grund, warum Banken niemals derartige Aufforderungen per Mail senden würden.

Multidimensionale Angriffe: Drei zum Preis von einem.

Wirklich gefährlich im großen Maßstab werden Phishing Mails allerdings erst kombiniert mit anderen virtuellen Waffen.

Häufig kommt dabei das Dreigespann aus Phishing Mail – Trojaner – Ransomware zum Einsatz. Beim eingangs genannten Beispiel war dies genau die Angriffsabfolge.

Es gibt eine nahezu unendliche Anzahl von Kombinationsmöglichkeiten digitaler Waffen. Bei dem Großteil ist Phishing allerdings die Speerpitze. Aus den oben genannten Gründen.

Schauen wir uns dieses unheilvolle Trivium kurz etwas näher an.

Du kannst dir das ganze ungefähr so vorstellen:

Es klingelt bei dir und es meldet sich ein Handwerker, der bei dir ein undichtes Fenster reparieren soll.

Verwirrt und verunsichert lässt du ihn herein, schaust aus dem Fenster und ein Fahrzeug fährt die Einfahrt entlang.

Ein Mann in Montur steigt mit einem braunen Karton unterm Arm aus und kommt zu dir in die Wohnung.

Er spricht kurz mit dir, stellt den Karton auf den Küchentisch und geht mit dir ins Wohnzimmer um den Schaden zu besprechen.

Nachdem ihr alles geklärt habt und du so verwirrt wie vorher bist, siehst du überall auf dem Flur Schlangen.

Keine aus Papier. Waschechte, lebendige Schlangen kriechen langsam und zischend überall durch deine Wohnung.

Und nun?

Was Handwerker, Autos, Kartons und Schlangen mit Phishing Mails zu tun haben?

  1. Der Handwerker ist der Grund, warum du die Mail öffnest.
  2. Das Auto ist der Anhang oder der Link, welcher den Sprengstoff in deinen Rechner bringt.
  3. Der Karton ist der Trojaner, welcher nach Lust und Laune auf deinen Rechner Software installiert, ohne das du es mitbekommst.
  4. Die Schlangen sind die Ransomware, die deine Technik kidnappen und dich gefangennehmen.

Ein klassischer Phishing Mail-Ablauf

Fragst du dich immer noch „Was kann eine einzige Mail schon großartig anrichten?

Gut. Bevor wir in die Praxis gehen und ich dir anhand konkreter Beispiele erkläre, wie du Phishing Mails entschärfst, bleibt nur noch eine letzte Frage zu klären:

Warum bekomme ich überhaupt

Phishing Mails?

Die Antwort auf die Frage “Warum bekomme ich Phishing Mails?” läuft in etwa 80 % der Fälle auf eine oder beide der folgenden Optionen heraus:

  1. Deine E-Mail-Adresse wurde von einem Service weitergegeben. Es passiert nicht selten, dass Firmen übernommen werden oder Datenbanken “unter der Hand” oder auch offiziell verkaufen und große Mengen Mailadressen dadurch den Besitzer wechseln. Und nicht selten bedeutet das: Hallo Phishing Mails. Deshalb: Achte darauf, welchem Service du im Internet vertraust. Und welche Mailadresse du wo / überhaupt angibst. (Eine E-Mailadresse nur für solche Fälle ist zum Beispiel wirklich hilfreich)
  2. Ein Service wurde geknackt, die Daten gekapert und in Zehntausender-Paketen auf dem virtuellen Schwarzmarkt für Centbeträge verschleudert. Das ist meistens der Fall, wenn du wirklich “hässliche” Phishing Mails bekommst.

Schnell und einfach prüfen ob deine Mailadresse betroffen ist

Wie kannst du mit einem Klick, kostenlos und ohne Aufwand prüfen, ob deine Mailadresse(n) in einer solchen Schwarzmarkt-Schleuder im Umlauf sind?

Am einfachsten durch Services, welche die bekannten Datenbanken im Darknet kopieren und per Klick durchsuchbar machen.

Das sind zum Beispiel

  1. Have I Been Pwned als größte Prüfdatenbank oder der
  2. HPI Identity Leak Checker vor allem für deutsche Mailadressen

Einfach Link öffnen, fragliche Mail eingeben und absenden. Das Ergebnis kommt entweder direkt oder wird per Mail zugesendet.

Es gibt noch andere, ähnliche Services. Diese beiden decken meiner Erfahrung nach aber etwa 80% der relevanten Datenbanken ab.

Alright. Phishing-Mail-Grundlagen ✅. Auf zur Praxis:

Phishing Mails erkennen:

Sicher, garantiert und einfach

Phishing Mails mit minimalem Aufwand erkennen und entschärfenWir wissen jetzt wie Phishing Mails funktionieren, was sie prinzipiell so gefährlich macht und wo sie (meistens) herkommen.

Doch woran erkenne ich diese maskierten Digital-Kobolde? Was genau und sofort erkennbar zeichnet die bösen Zwillinge der E-Mail aus?

Die Kurzform zum sofortigen Einsatz, bevor wir uns gleich ausführlicher jeden der hier genannten Stichpunkte ansehen.

Wenn du Phishing Mails erkennen möchtest, hilft dir diese handliche Checkliste:

 

Phishing Mails 80/20: Wie du mit minimalem Aufwand maximale Sicherheit erreichst

Die 20 % des Aufwands welche dir > 80 % der Sicherheit bringen: Prüfe den

  1. Absender (Name + Mailadresse, vor allem die Mailadresse!)
  2. Betreff (Will er Emotionen wecken? Druck / Angst machen?)
  3. Link, auf den du klicken sollst / möchtest und ließ diesen (aus), BEVOR du auf diesen klickst. Wie das geht, hast du oben grundlegend schon erfahren. Am Beispiel live zeige ich es in meinem kostenlosen Webinar zum Thema Informationsbeschaffung und Online Recherche.

Mit diesen 3 “Tricks” und den entsprechenden Reaktionen auf das Ergebnis bist du sicher gegen jede Phishing Mail.

Wenn du dich mit mehr Informationen allerdings noch besser für diesen Kampf gerüstet fühlst, kriegst du hier noch einige weitere Punkte, welche dir garantierte Sicherheit und ein gutes Bauchgefühl bescheren:

  1. Headline prüfen (Will sie dir nur Emotionen wie Angst bringen? -> Verdächtig. Zum Beispiel “illegale Account Aktivität erkannt”)
  2. Mailabsender prüfen (Ist es irgendein spammy Bullshit? NUR die URL nach dem letzten Punkt zählt. Alles davor ist egal)
  3. Inhalt prüfen (Ist es auf Englisch obwohl ich auf Deutsch unterwegs bin?
  4. Link lesen BEVOR du auf irgendeinen Button klickst.
  5. Falls eine Trap Door / Link Cloaking von einem gehackten / erstellen ähnlich klingenden Service, zB ionos.biz statt wie normal ionos.com benutzt wurde, Link in der URL-Leiste lesen und NICHTS tun, bevor du dir nicht sicher bist, dass der Link sauber ist.
  6. Empfänger: Ist es unbekannt? Dann bist du nur einer von vielen (Hunderten bis Tausenden), denen diese Mail gerade zugeschickt wurde.

Alright, dann kommen wir jetzt zu den konkreten Beispielen. Ich habe derer 3 mitgebracht, in aufsteigenden „Echtheitsgraden“ und Gefahrenstufen: ( Du kannst mit dem Slider stufenlos zwischen der Originalmail, so wie sie auch in deinem Posteingang landet und den wichtigen Stellen auf die du achten solltest, switchen)

Die Anatomie einer Phishing Mail

Schritt für Schritt zur Sicherheit

Fall #1: „Gießkannen“-Phishing auf gut Glück

Diese Art von Phishing Mail begegnet einem am häufigsten im Netz. Hierbei werden einfach Phishing Mails erstellt und wahllos an jeden gesendet, der in der Zieldatenbank ist.

Kann mal klappen, kann mal nicht funktionieren.

Wenn diese Mails funktionieren, dann eher aufgrund der gewählten Sprache und verwendeten Wörter. Schauen wir uns systematisch die wichtigsten Warnsignale an:

  1. (3): Impliziert, dass der Empfänger bereits zwei Nachrichten zuvor verpasst hat. Führt dadurch halbbewusst zu mehr Dringlichkeit und Druck zu reagieren.
  2. Müssen: Siehe 1. Keine Bitte sondern weiterer psychischer Druckaufbau.
  3. Neue: Impliziert je nach Interpretation etwas besseres, aktuelleres oder generell eine sicherere Lösung als die Vorhergehende. Hier wird also ausgenutzt, dass Updates gut sind und neues gern genutzt wird.
  4. Web-Sicherheitssystem: Hier wird explizit Sicherheit vorgegaukelt. Und gerade bei einer Bank möchte man sicher sein. Man ist also angehalten, der Mail zu folgen.
  5. Aktivieren: Hier wird nicht „installieren“ oder „konfigurieren“ geschrieben. Sondern lediglich aktivieren, also einen Knopf drücken. Klingt einfach, dafür das man danach sicher ist, richtig? (Spätestens hier fällt auf, dass gute Copywriter auch sehr direkt gefährlich sein können 😉
  6. Absendername: Erklärung siehe oben.
  7. Absender-Mail: Wichtig! Wenn du sonst nichts in einer Mail scannst, die Mailadresse des Absenders und den Link auf den du klicken sollst, musst du prüfen! Warum siehe oben und bei Beispiel #3 weiter unten.
  8. Empfänger-Mailadresse: Siehe oben.
  9. Link auf den der Empfänger klicken soll: Wichtig! Wie oben und weiter unten geschrieben, Links immer vor dem Draufklicken lesen!

So viel zu den kritischsten Checkpoints. Es gibt noch ein paar hilfreiche Indizien, die man zusätzlich prüfen kann:

  1. Domain-Authentifizierung: Manche Programme warnen den Empfänger bereits groß und rot vorher, achtsam zu sein.
  2. Mail-Footer: Manchmal entlarven sich Phishing Mails auch über schlecht geschriebene, logisch inkonsistente oder schlicht falsch oder nicht übersetzte Texte / Textabschnitte. Passierte früher öfter, mittlerweile immer seltener.
  3. Sinnlose Inhalte am Ende der Mail: In einigen Fällen enden Phishing Mails mit sinnlosen Zeilen. Warum ist schwer zu sagen, aber es ist ein recht sicheres Indiz für eine Fake Mail. Manchmal geschieht dies in weißer Schrift auf weißem Hintergrund wie in dieser Mail, deshalb ist dieser Abschnitt auf dem Bild auch blau markiert.

Wichtig hierbei: Das sind wie gesagt generische Mails. Eine Mail für alle. In meinem Fall offensichtlich sinnlos wenn man den Absender-Service, in diesem Falle die DKB, nicht benutzt.

Doch mit relativ wenig Analyse und Recherche können solche Mails wie maßgeschneidert werden und ungleich schwerer zu identifizieren. Wie die Grundlage dafür aussehen kann, erfährst du in meinem kostenlosen Webinar.

Phishing Beispiele - 2. der Klassiker Versicherung_marked

Fall #2: Phishing getarnt im weißen Rauschen

Phishing Mail Beispiel 2

Diese Art von Fake Mails ist vor allem gefährlich für Personen und Firmen die viele Pakete erhalten.

Denn dabei geht eine solche Mail schnell unter, da mal täglich Dutzende wie diese erhält.

Schauen wir uns die Anatomie einer solchen Phishing Mail am Muster aus der Praxis an:

Wichtig: Alle bei #1 genannten Punkte gelten uneingeschränkt weiterhin und zusätzlich zu den hier ausgeführten!

  1. Nachricht aus einer Verteilerliste: Wenn das eigene Programm eine Funktion anbietet, die Quell-Liste der Phishing Mail zurückzuverfolgen, kann man dies durchaus machen. Kann im Folgeschritt dabei helfen, gezielt Adressen zu blockieren, bei Behörden zu melden und in der Zukunft besser zu wissen, worauf man achten muss. Eher optional und für Menschen mit Drang zur Technik-Detektei.
  2. Inhalt der Mail: Wenn du bis hierhin alle Punkte richtig überprüft hast, macht der Inhalt keinen großen Unterschied mehr. Dennoch können sich natürlich auch hier noch mögliche Indizien für Phishing-Ambitionen offenbaren.
  3. Weitere Absenderdaten: Auch die Prüfung von Firmendaten in der Mail und der Abgleich mit der Realität kann die Sicherheit über die Authentizität erhöhen. Anhaltspunkte können zum Beispiel sein: Verwendetes Logo, Unterschrift, Firmenname etc.

Fall #3: Phishing Mail via vertrauenswürdigem, gehacktem Proxy

Diese Art der Fake Mail ist besonders gefährlich. Denn die tatsächliche Phishing Mail wird von einer real existierenden, überprüfbaren und oftmals seriösen Firma versendet.

Und ist zeitgleich noch schwieriger zurückverfolgbar, da ein missbrauchter „Bote“ zur Zustellung der Phishing Mail genutzt wird.

Du kannst dir das vorstellen wie einen Brief den du in die Hand gedrückt bekommst, in welchem sich Juckpulver befindet. Der sich wild kratzende Empfänger wird dir nach der Übergabe die Schuld zuschieben, nicht deinem Auftraggeber.

Phishing Mails über so genannte Proxys, also „Außenstellen“ sind noch aus weiteren Gründen gefährlich, aber bleiben wir beim Beispiel und schauen uns Anhaltspunkte an:

Auch hier gilt wieder: Die Tipps von #1 und #2 gelten zusätzlich zu den hier genannten!

  1. Absender: Selten wird ein Unternehmen geknackt und als Proxy missbraucht, welche einen ähnlichen Namen oder ähnliche andere Daten hat. Der Abgleich von Namen und Mailadresse des Absenders ist hier also oftmals die einzige wirkliche Möglichkeit zur Identifikation.
  2. E-Mail-Adresse des Absenders: In diesem Fall wurde eine unprofessionell klingende Mailadresse mit „meins@“ statt zum Beispiel „kontakt@“ oder „business@“ genutzt. Was zwar einerseits sicherer vor dem möglichen Auffliegen des Einbruchs macht, aber andererseits auch die Abwehr erleichtert. Andererseits hatte die gehackte Firma über welche die Phishing Mail zugestellt wurde absolut nichts mit einer Bank zu tun. Da ich den offiziellen Firmennamen nicht nennen darf, machen wir es an einem Beispiel: Du erhältst eine Mail von Autohaus Ziegel, die Mail abgeschickt wurde aber von „auto@blumen-sommerfrische.de“. Ziemlich offensichtlich, wenn man weiß, wonach man schauen muss.
Phishing Mails erkennen - 1. gecrackte Mailadresse

Dauerskill #1: Links lesen

Was uns zum meiner Meinung nach wichtigsten Skill der Cybersicherheit insgesamt bringt: Der Fähigkeit, Links zu lesen und zu interpretieren.

Wenn du Interesse an einem ausführlichen Artikel dazu hast, kommentiere gern diesen Artikel. ⬇️

Die Kurzform siehst du im Screenshot neben diesem Text.

Zwei Dinge solltest du tun, bevor du auf irgendeinen Link im Internet klickst:

  1. Die Maus über den Link halten.
  2. Lesen, welches Linkziel dir unten links in der Ecke deines Bildschirms angezeigt wird. Wenn es das Ziel ist, zu dem du möchtest, klicke frei und unbeschwert. Wenn nicht: Finger weg!

Fake- und Phishing Mails:

Fazit

Phishing ist die größte Gefahr für Cybersicherheit im Internet. (Der Link führt zu einem Bericht des FBI von 2020, lies dir den Link aber gern vor dem Klicken durch! 😉

Die Schäden, die auf einen einzigen Klick folgen können, sind gigantisch. Persönlich wie geschäftlich.

Doch mit dem richtigen Wissen lässt sich diese Gefahrenquelle ganz leicht umschiffen. Ich hoffe ich konnte dir genau dieses Wissen in diesem Artikel vermitteln.

Und zum Schluss bekommst du hier wie versprochen die Checkliste zum ausdrucken und anwenden. Damit du jetzt nicht jedes Mal diesen Artikel öffnen, Bilder hin- und herwischen und alles händisch prüfen musst.

Wenn du mehr von mir wissen möchtest, abonniere am besten meinen Newsletter oder schreib mir direkt. 

Stay safe!

Ben

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